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Wie nachhaltig sind Modeunternehmen?

Wenn man heute die Nachhaltigkeit eines Modeunternehmens bewerten will, kann das für Endverbraucher eine Mammutaufgabe sein. Oft müsste man sich mehrere Berichte von unterschiedlichen NGOs oder Multistakeholder Initiativen durchforsten. Die eine bewertet Materialien, die nächste den Umgang mit Chemie, wieder eine weitere die Arbeitsbedingungen … Da kann man schon den Überblick verlieren. Mit unserem FutureScore möchten wir all diese unterschiedlichen Aspekte zusammenführen und übersichtlich darstellen.

Die Bewertungskriterien

Nach diesen Kriterien bewerten wir Modeunternehmen, um die Frage zu beantworten: „Wie nachhaltig ist die Modebranche?“ Dabei schauen wir uns sowohl die unabhängigen Prüfstellen als auch die Selbstinformationen an und bewerten diese nach Glaubwürdigkeit. Was uns nicht interessiert, sind Versprechen für die Zukunft, wie zum Beispiel „Bis 2030 wollen wir XY erreicht haben“ – uns interessiert lediglich der Stand von heute.

Es gibt viele Organisationen, die den Unternehmen Tools zur Verfügung stellen, um Nachhaltigkeit zu tracken. Die Unternehmen haben dann aber meistens die Freiheit zu entscheiden, was sie mit den Ergebnissen machen, welche sie kommunizieren und welche sie schönreden. Deshalb schenken wir besonders den Tools Beachtung, die öffentlich sind, denn hier entsteht der Druck auf Unternehmen.

Changelog:
Version 2.0 (April 2025): Vereinfachung der Kriterien und transparentere Darstellung einiger Unterpunkte.
Version 3.0 (Juli 2025): Neu eingeführt: Berücksichtigung der Anzahl der jährlichen Kollektionen (Fast Fashion)
Version 4.0 (August 2025): Der Punkt „umweltfreundliche Produktion“ floss mit 3 Punkten zu schwach in die Wertung ein. Die Kriterien für die Produktion haben wir deutlich verschärft: Den Einsatz von Chemikalien bewerten wir jetzt anhand der ZDHC-Prüfungen. Ebenso bewerten wir die Anstrengungen zur CO₂-Einsparung jetzt stärker. Statt Naturfasern bepunkten wir nur noch Biomaterial. Der Wasserverbrauch fließt stärker in die Bewertung ein und wir bewerten neu, ob es eine klar erkennbare Strategie zur Müllvermeidung gibt.

Produktionsort

Wir unterscheiden nur zwischen EU und Drittland.

  • [2] Made in EU. Hohe Standards, sichere Löhne, kurze Lieferwege.
  • [1] Drittland: Meistens ist das der asiatische Raum.

Grundsätzlich kann man Menschen fair bezahlen und behandeln – egal, wo auf der Welt.
Deshalb fließen hier unabhängige Kontrollen/Siegel ein. Am Ende kann eine Produktion im Drittland punktgleich mit „Made in EU“ sein.

  • [1] Generelle Mitgliedschaft einer Organisation oder ein Siegel. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich das Unternehmen in die Karten schauen. Auch wenn noch nicht alles perfekt läuft, ist das für uns ein klares Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit.
  • [1] Einen Punkt geben wir, wenn Meilensteine erreicht wurden oder ein Fortschritt ersichtlich ist. Zum Beispiel, wenn der Overall-Score einer B-Corporation über dem Branchendurchschnitt liegt oder der Brand-Performance-Check der FWF ausschlägt.
  • [1] Einen weiteren Punkt geben wir, wenn das Unternehmen LEADER Status bei der FWF oder Fortschritte macht, die deutlich über den Branchendurchschnitt liegen.

Diese Organisationen und Siegel berücksichtigen wir:

FWF, Bcorp, Become, Grüner Knopf, OekoTex Made in Green, GOTS, Fairtrade, Sustainable Apparel Coalition, Fair Labor Association, Bündnis für nachhaltige Textilien

Future-Check-Punkte: max 5

Transparenz

Dieser Punkt ist für mehrere Aspekte wichtig. Zum einen wollen wir auch fair gegenüber Start-ups sein, die sich das Geld für ein Siegel oder eine Mitgliedschaft sparen. Dann sollten sie aber transparent mit den folgenden Punkten umgehen.
Auch für die Unternehmen, die ein Siegel haben, halten wir es für eine schöne Zusatzinfo, zumal etwa die Fair Wear Foundation nicht in allen Ländern aktiv ist und es so immer Lücken gibt.

  • [1] Name/Adresse der Zulieferer: Wer genau benennt, wo produziert wird, schafft Vertrauen.
  • [1] Transparente Löhne: Hier fließt auch ein, wenn es im Produktionsland einen gesetzlichen Mindestlohn gibt. Ebenfalls berücksichtigen wir Trinkgeldsysteme oder Bonuszahlungen.
  • [1] Code of Conduct: Hat das Unternehmen einen CoC, an den sich alle Zulieferer halten müssen? Berichtet über Kontrollen transparent oder lässt unabhängig kontrollieren
  • [1] Tools, mit denen man das Produkt nachverfolgen kann? Zum Beispiel retraced

Hier können vor allem Start-ups Punkte gutmachen, die sie in der ersten Kategorie nicht bekommen haben.

FutureScore Punkte: max. 4

Material

Das Material ist neben der Produktion und der Transparenz die dritte wichtige Säule für Nachhaltigkeit. Hier ist für uns nicht so entscheidend, ob jetzt Holzfasern oder Baumwolle verwendet werden. Vegane Mode ist unserer Meinung nach die nachhaltigste Variante, deshalb gibt es hier auch einen extra Punkt. Wer konventionelle Materialien verwendet, bekommt ebenfalls Punktabzug. Pluspunkte gibt es für Bio und Recyclingmaterial, entsprechende Rohstoffsiegel.

  • [1] Siegel wie GOTS, Oeko-Tex oder Fairtrade, Cotton Made in Africa. Nur dann werten wir auch die Baumwolle als nachhaltig. Eigene Standards oder BCI berücksichtigen wir nicht.
  • [1] Natur- und Biomaterialien (mindestens 50 %)
    [1] Biomaterialien (100 %)
  • [1] recyceltes Polyester. Wir halten Polyester, egal ob neu oder recycelt, bei Kleidung für problematisch (Stichwort Mikroplastikabrieb) – dennoch ist recyceltes Polyester nachhaltiger als neues. (Mindestens 50 %)
  • [1] Recycelte Naturmaterialien. Das halten wir für einen bedeutungsvollen Schritt für mehr Nachhaltigkeit in der Modebranche (mindestens 20 %).
  • [1] Plastikfreie Kleidung. Das ist quasi der Bonuspunkt und wir werten den, wenn ein beträchtlicher Teil der Kollektion ohne Polyester auskommt.
  • [1] vegan. Wir halten tierische Materialien für überflüssig. Der Ressourcenverbrauch für eine zusätzliche Tierhaltung ist in den meisten Fällen zu hoch.

FutureScore Punkte: max. 6

Fast Fashion

Ein unschöner Trend in der Modeindustrie ist sicher Fast Fashion. Zwar definiert sich Fast Fashion auch durch die durchschnittliche Tragedauer eines Kleidungsstückes, was auch mit der Qualität zusammenhängt. Das können wir nicht bewerten. Wir nehmen daher die Anzahl der Kollektionen als Indiz für Fast Fashion. (Diesen Wert haben wir neu ab V3 im Juli 2025 eingeführt.)

  • [2] unter 5 Kollektionen pro Jahr. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind unserer Ansicht nach legitim und bekommen daher die volle Punktzahl.
  • [1] unter 10 Kollektionen pro Jahr: Hier befinden wir uns an der Schwelle zu Fast Fashion
  • [0] Ab 10 Kollektionen pro Jahr bewerten wir ein Unternehmen als Fast-Fashion-Marke. Eine Unterscheidung zu Ultra-Fast-Fashion machen wir nicht mehr.

FutureScore-Punkte: max. 2

Produktion

An dieser Stelle bewerten wir nicht die Arbeitsbedingungen, sondern die Produktion an sich – wie umweltfreundlich und sozialverträglich wird produziert?

  • Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. Referenzjahr: 2018.
    [1] Es gibt eine klar erkennbare Strategie zur Vermeidung von Müll und Stoffresten.
    [1] Mindestens 30 % Wasser werden eingespart.
    [1] Mindestens 70 % Wasser werden eingespart.
  • Chemie: Wir orientieren uns an den ZDHC-Richtlinien (Roadmap-to-Zero-Meilensteine) und an bluesign. Die ZDHC ist aus dem Greenpeace-Detox-Abkommen hervorgegangen und wir betrachten die Initiative als äußerst wertvoll. Wir berücksichtigen Unternehmen, die auf der Detox Live Map gelistet sind oder im Review Bereicht des Bündnis für nachhaltige Textilien entsprechende Fortschritte erzielen.
    [1] Mitglieder der ZDHC bekommen einen Punkt
    [1] Mindestens 70 % der Zulieferer erreichen Level 1 der Roadmap to Zero.
    [1] Mindestens 50 % der Zulieferer erreichen Level 2 der Roadmap to Zero.
    [1] Level 3 hat noch kein einziger Zulieferer. Dennoch haben wir Level 3 in unserer Punkteskala berücksichtigt, da die Modeunternehmen hier Druck auf die Fabriken ausüben müssen.
    [1] Alternativ oder zusätzlich bewerten wir eine bluesign-Systempartnerschaft, da sie einen ganzheitlichen Ansatz zu Chemikalienmanagement für Mensch und Umwelt beinhaltet.
  • CO₂-Reduktion: Wir orientieren uns an den Vorgaben der Europäischen Union. Es gibt zwar keine verbindlichen Werte für die Modeindustrie, aber andere Branchen müssen bis 2030 40 % einsparen. 2018 ist für uns der Referenzwert, weil die meisten Unternehmen da die ersten Schritte eingeleitet haben.
    [1] Mindestens 20 % weniger CO₂-Emissionen im Vergleich zu 2018
    [1] Mindestens 40 % weniger CO₂-Emissionen im Vergleich zu 2018

FutureScore-Punkte: max. 9

Ökologisches und soziales Engagement

Einigen Unternehmen reicht eine nachhaltige Produktion noch nicht, sie engagieren sich weitergehend.

  • [0,5] Ökologisches Engagement: Beteiligt sich das Unternehmen an ökologischen Projekten? Die Art ist hier egal, ob Artenschutz, Aufforstung, Klimaschutz, Renaturierung …
  • [0,5] Soziales Engagement: Unterstützt das Unternehmen soziale Einrichtungen vor Ort, wie etwa Schulen? Engagiert es sich etwas bei der Obdachlosenhilfe oder anderen sozialen Einrichtungen in Deutschland?

FutureScore-Punkte: max. 1

Kreislauffähigkeit/Reparierbarkeit

Die Kreislauffähigkeit wird immer wichtiger und es gibt die ersten Produkte, die vollständig kreislauffähig sind – also am Ende ihres Lebens getrennt und/oder vollständig recycelt werden können. Auch Reparaturprogramme honorieren wir in dieser Kategorie.

  • [1] Kreislauffähigkeit: Die Königsdisziplin und einer der wichtigsten Hebel der Zukunft: die Frage, was passiert mit dem Produkt am Ende seines Lebens? Lassen sich die Bestandteile trennen und recyceln? Werden sie direkt wieder in den Kreislauf aufgenommen?
  • [1] Reparierbarkeit. Bieten die Unternehmen einen Reparaturservice an oder Ähnliches?

FutureScore-Punkte: max. 2

Zusammengefasst können Modeunternehmen also 30 Punkte erreichen. Wobei wir aktuell sehen, dass 70 % schon ein hervorragender Wert sind und bereits 30 % ein akzeptabler Wert sind, vor allem für junge Unternehmen. Etwas Entwicklungspotenzial muss ja auch noch da sein.

Die nachhaltigsten Modeunternehmen

VEJA

FutureScore70%…

MELA

FutureScore75%…

Modeunternehmen auf dem richtigen Kurs

Modeunternehmen mit solidem Fundament

C&A

FutureScore41%…

H&M

FutureScore40%…

Hall of Shame

ZARA

FutureScore15%…

NIKE

FutureScore27%…
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