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Rohstoffprogramme

Fast alle großen Lebensmittelkonzerne (Nestlé, Mondelez, Mars, Starbucks, Unilever etc.) haben ihre eigenen Rohstoffprogramme geschaffen (z. B. „Nestlé Cocoa Plan“, „Nescafé Plan“, „Mondelēz Cocoa Life“)

Die Frage nach Glaubwürdigkeit und Bewertung ist zentral:

Unabhängige Bewertung & Kritik von Eigensiegeln

✅ Positive Aspekte

  • Transparenzberichte: Viele Programme veröffentlichen Fortschritte (z. B. Anzahl geschulter Farmer, Einkommen, Kinderarbeit-Prävention).
  • Unabhängige Audits: Teilweise externe Prüfungen durch NGOs oder Beratungsfirmen.
  • Flexibilität: Eigenprogramme können schneller reagieren als große Multistakeholder-Standards.
  • Beispiele:
    • Nestlé Cocoa Plan arbeitet mit der Fair Labor Association (FLA) zur Kinderarbeitskontrolle.
    • Starbucks C.A.F.E. Practices wird von SCS Global Services auditiert.

❌ Kritikpunkte

  1. Greenwashing-Verdacht:
    • Eigenlabels wirken oft wie ein Siegel, sind aber nicht neutral.
    • Konsument:innen können schwer einschätzen, was dahintersteht.
  2. Mangelnde Unabhängigkeit:
    • Viele Programme auditieren intern oder mit beauftragten Dienstleistern → weniger glaubwürdig als Multistakeholder-Standards (z. B. Fairtrade, Rainforest Alliance).
  3. Uneinheitliche Standards:
    • Jeder Konzern definiert selbst, was „nachhaltig“ bedeutet.
    • Vergleichbarkeit zwischen Firmen fehlt.
  4. Begrenzte Wirkung:
    • Fokus oft auf „Hotspots“ (z. B. Kinderarbeit im Kakao), aber weniger auf Biodiversität, Pestizide oder faire Preise.
    • Studien zeigen: Einkommen der Kleinbauern steigt nur langsam, Armut bleibt verbreitet.

Wie sie bewertet werden

  • NGOs (z. B. Oxfam, Greenpeace, Solidaridad): oft kritisch, sprechen von „Corporate Sustainability Lite“.
  • Wissenschaftliche Studien: finden positive Effekte (z. B. bessere Rückverfolgbarkeit, Farmer-Trainings), aber auch, dass Programme meist zu wenig unabhängig und zu begrenzt sind.
  • Konsumentenvertrauen: höher bei externen Siegeln (Fairtrade, Bio, Rainforest Alliance) als bei Eigenprogrammen.

Fazit

  • Eigenprogramme sind ein Fortschritt, weil sie Millionen Farmer*innen erreichen, wo unabhängige Siegel noch nicht skalieren.
  • Glaubwürdigkeit ist aber schwächer als bei unabhängigen Standards. Wir berücksichtigen Sie nicht im FutureScore. Wer allerdings Mitglied in beispielsweise der FLA ist, bekommt an anderere Stelle ohnehin schon Punkte.
  • Am stärksten gelten sie, wenn sie:
    • extern auditiert werden (z. B. Nestlé + FLA),
    • öffentlich berichten,
    • und mit Multistakeholder-Initiativen verknüpft sind.

Vergleich: Unternehmensprogramme vs. unabhängige Standards

Programm / StandardTrägerFokusKontrolle & AuditGlaubwürdigkeitKritik
Nestlé Cocoa PlanNestléKakao: Kinderarbeit, Farmer-Einkommen, RückverfolgbarkeitExterne Begleitung durch Fair Labor Association (FLA)MittelFortschritte bei Monitoring, aber kein Mindestpreis wie Fairtrade
Nescafé PlanNestléKaffee: Produktivität, Klimaanpassung, Farmer-SchulungenTeilweise externe Audits, aber viel internMittelFokus stark auf Produktivität → Bauern bleiben oft einkommensschwach
Cocoa Life (Mondelēz)MondelezKakao: Einkommen, Kinderarbeit, GleichstellungInterne Audits + externe BerichteMittelNGO-Kritik: zu konzernnah, keine Mindestpreise
C.A.F.E. Practices (Starbucks)StarbucksKaffee: Qualität, Umwelt, soziale KriterienAudit durch SCS Global Services (externe Prüfer)Relativ hochKritisiert wegen geringer Preissicherung
Oetker NachhaltigkeitsprogrammeDr. OetkerKakao, Palmöl: Zertifizierungsmix (RA, UTZ, RSPO)Mischung aus externen StandardsHoch (da Anlehnung an etablierte Standards)Wenig Eigenkontrolle, eher Einkaufsstrategie
FairtradeNGO (Fairtrade International)Soziales (Mindestpreis, Prämie), Umwelt, ArbeitsrechteUnabhängige Audits (FLO-CERT)HochMarktanteil begrenzt, höhere Kosten
Rainforest AllianceNGOUmwelt (Biodiversität, Pestizide), SozialesUnabhängige externe AuditsHochKritisiert für schwächere Preisgarantien
Bio (EU-Bio, Naturland, Demeter)Staat / VerbändeUmwelt, keine synthetischen PestizideStaatliche & private Kontrollen jährlichSehr hochKeine direkten Sozialstandards für Bauern
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